Wortpreis für Texter: Ist der Preis pro Wort eine gute Kalkulationsgröße?

Autor: Timm Schaffner – Lesezeit: 10 Minuten – zuletzt aktualisiert: 20.10.2023

Die faire Bezahlung von kreativen Leistungen, wozu auch die Texterstellung zählt, ist nicht einfach. Wenn Wortpreise für Texter:innen gezahlt werden, macht das Content zu einem quantifizierbaren Gut – und das gefällt nicht jedem Kreativschaffenden. Vermutlich sind die meisten dieser Diskussionen sowieso nur ein Missverständnis.

⏱️ Das Wichtigste zum Wortpreis für Texter in Kürze!

1️⃣ Viele Texter:innen rechnen ihre Leistungen auf Basis eines Wortpreises ab, obwohl das Modell in der Texterszene recht umstritten ist

2️⃣ Wortpreise eignen sich, wenn man den Aufwand der Texterstellung im Vorfeld bereits gut einschätzen kann

3️⃣ Im Endeffekt sind Wortpreise nichts anderes als Festpreise, nur mit variablerem Charakter und mehr Transparenz für beide Seiten

4️⃣ Wortpreise sind nicht für alle Arten von Texten geeignet, aber pauschal sollte man sie auch nicht undifferenziert kritisieren

5️⃣ Wir rechnen in der Regel auf Basis von Wortpreisen ab, sofern eine angefragte Leistung genau in unser Schema passt

Wortpreise sind eine transparente Abrechnungsform

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Wortpreisen gemacht. Sowohl bei der Beauftragung von Texter:innen als auch bei der Abrechnung unserer Leistungen. Ein Preis pro Wort ist jedoch ein Vergütungsmodell, das nicht bei jeder Art der Texterstellung zum Einsatz kommen sollte.

Seit die automatische Texterstellung mit KI fest in der Texterszene angekommen ist, steht die Textlänge erst recht nicht mehr im Verhältnis zur eingesetzten Arbeitszeit. Aber das galt auch vorher schon, denn ich kann 1200 Wörter mehr oder weniger Nonsens pro Stunde in die Tasten hauen oder mir tagelang den Kopf über eine Headline zerbrechen.

Es darf bei Wortpreisen für Texter:innen nie darum gehen, einfach nur irgendwie die geforderte Wortzahl zu erreichen. Damit beide Seiten ein gutes Gefühl haben und für Transparenz gesorgt ist, muss im Vorfeld gut kommuniziert werden.

Dieser Beitrag beantwortet daher die Frage, wann man seinen Texter:innen einen Wortpreis anbieten kann und welche Art von Content sich nicht mit diesem Abrechnungsmodell vergüten lässt.

„Ich suche eine:n Texter:in“ – so einfach ist das nicht…

Die Texterszene ist sehr divergent. Hier gibt es ausgebildete Werbetexter:innen, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben und im Kontrast dazu Student:innen oder Renter:innen, die ihr Haushaltsgeld ein bisschen aufbessern möchten. Denn „schreiben kann ja jeder“, oder?

Zudem gibt es viele Coaches, die einem heutzutage suggerieren, dass man als Texter:in problemlos Honorare jenseits der 80€-Marke oder gar im mittleren dreistelligen Bereich pro Stunde verlangen kann. Hierfür kursieren diverse Vergütungstabellen, die wir hier gar nicht erst vorstellen werden, weil sie nur für Verwirrung sorgen. 

Die Höhe und die Angemessenheit eines Texterhonorars hängt von diversen Einflussfaktoren ab. Dies sind nur ein paar, die besonders prägnant sein dürften:

  • Thema des Textes (z.B. Alltagsthema oder Nischenthema)
  • Art des Textes (z.B. lockerer Ratgeber oder wissenschaftlicher Text)
  • Skills & Erfahrung des Schreibenden (z.B. Quereinsteiger:in oder ausgebildete:r Texter:in)
  • Anspruch & Vorarbeit durch den oder die Auftraggeber:in
  • … und vieles mehr!

Fakt ist: Es gibt Texter:innen mit einem vollen Auftragsbuch, die einen stolzen Preis von 80 bis 120 € pro Stunde aufrufen. Warum? Weil sie ihre Sache verdammt gut machen, sich nur auf Themen einlassen, die zu ihren herausragend Fachkenntnissen passen. Nicht jede:r Selbstständige:r kann so selbstbewusst seine Preise setzen!

Es gibt leider extrem viele mittelmäßige Texter:innen, die sich durch Coaches und Vergütungstabellen zu absurden Honorarvorstellungen verleiten lassen, die der Branche ebenso schaden, wie Texter:innen, die sich mit selbst auferlegten Dumpingvergütungen unter Wert verkaufen. Leistung und Vergütung müssen sich immer die Waage halten. Dann wird auch der ROI am Ende passen.

Das ist aber kein grundsätzliches Problem der Wortpreise, so wie es oft hingestellt wird, sondern ein grundsätzlicher Mangel an Selbstreflexion, die für viele Selbstständige eine große Challenge ist!

Preis pro Wort: Warum meiden viele Texter:innen dieses Modell der Abrechnung?

Im Intro hieß es bereits mit leichtem Augenzwinkern, dass jeder grundsätzlich schreiben könne und damit für den Job des oder der Texter:in infrage käme. Natürlich kann glücklicherweise (fast) jeder Mensch in Deutschland schreiben. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass jeder sein Geld damit verdienen sollte. Und schon gar nicht zu Mondpreisen, wie sie von Coaches empfohlen werden…

Wer nach Jobs in Heimarbeit sucht, stößt zwangsläufig irgendwann auf Texter-Plattformen – häufig auch in Ermangelung ausreichender Aufträge, die in eigener Akquise gewonnen werden können.

Diese Content-Marktplätze haben massiv dazu beigetragen, dass sich das Abrechnungsmodell auf Wortpreisbasis etabliert hat und sie ermutigen auch Quereinsteiger:innen dazu, mit dem Schreiben von Texten im Internet Geld zu verdienen.

Bei solchen Texterbörsen finden sich nur wenige Profis, sondern eher Amateure. Teilweise machen diese ihre Sache recht gut, aber es gibt auch deutliche Qualitätsabweichungen nach unten. Daher ist das Vergütungslevel insgesamt eher niedrig.

💡 Die Abneigung gegenüber Wortpreisen basiert vielleicht darauf, dass bei vielen Texterbörsen, die sich aber ganz bewusst auch ein Quereinsteiger:innen richten, niedrige Wortpreise gezahlt werden. Das Vergütungsmodell ist deshalb aber nicht automatisch als ungeeignet anzusehen.

Ein Preis pro Wort kann durchaus sinnvoll sein, wenn der Aufwand der Texterstellung im Vorfeld gut eingeschätzt werden kann und der Auftraggeber vielleicht sogar schon vorgibt, welche Textlänge er benötigt.

Je mehr Input im Briefing kommt, desto mehr wandelt sich die Tätigkeit vom kreativen Texten zum einfachen Heruntertippen. Und je standardisierter eine Leistung ist, desto besser lässt sie sich auch mit einem stückbasierten Abrechnungsmodell bepreisen.

Exkurs zum Stückpreis: Passend für den Fliesenleger, ein Horror für den Architekten!

Der Wortpreis für Texter ist sehr gut mit einem Akkordlohn zu vergleichen, der zum Beispiel bei Fließbandarbeit gezahlt wird. Im Handwerk sind ebenfalls leistungsbezogene Abrechnungsmodelle sehr weit verbreitet. Auch die Auftraggeber:innen begrüßen es, wenn sie den Preis für die Erbringung einer Dienstleistung im Vorfeld kennen.

Selbstständige Fliesenleger:innen werden dir z.B. vermutlich für das Verlegen von Bodenbelägen einen Preis pro m² nennen. Sie wissen ziemlich genau, wie lange sie für eine bestimmte Arbeit brauchen und haben einen kalkulatorischen Stundenlohn im Hinterkopf, den sie erreichen möchten.

Andere Berufsgruppen können so nicht kalkulieren. Wer als Architekt:in ein Haus plant, kann nicht sagen, dass 500 € pro m² pauschal abgerechnet werden. Das kommt ganz darauf an, wie beratungsintensiv der oder die Klient:in ist. Der finale Aufwand lässt sich im Vorfeld kaum einschätzen.

💡 Manche Texter:innen verstehen sich selbst eher als Architekt:innen. Sie möchten sehr kreativ arbeiten und sich intensiv ins Konzept einbringen. Solche Texter:innen werden keine Wortpreise akzeptieren. Aber sie müssen auch Verständnis dafür aufbringen, dass weder alle Auftraggeber:innen noch alle Konkurrent:innen die gleiche Auffassung bezüglich des Texter-Handwerks haben.

Diese Texter-Tätigkeiten solltest du nicht auf Basis von Wortpreisen in Auftrag geben oder als Texter:in gegen Zahlung einer Vergütung auf Wortpreisbasis erledigen:

  • sehr kurze Texte mit viel Wortwitz (z.B. Slogans für einen Flyer)
  • Aufträge, bei denen neben der Texterstellung auch noch weitere Nebenleistungen erwartet werden (z.B. Bildrecherche, Einbau der Texte im CMS etc.)
  • Erstellung von kurzen Texten mit einer recht hohen Einarbeitungszeit (z.B. Pressemitteilungen, für die man sich erstmal eine zehnseitige Präsentation durchlesen muss)

Derartige Leistungen sollten nicht vollständig auf Basis von Wortpreisen abgerechnet werden. Ein:e Texter:in sollte zumindest einen Sockelbetrag vereinbaren (z.B. für die Recherche) und könnte danach noch die reine Schreibarbeit mit einer Vergütung pro Wort bepreisen.

Wortpreis umrechnen: Es geht, wenn man es nur will!

Der Wortpreis ist bei Auftraggeber:innen sehr beliebt, weil er maximal transparent ist und eine einfache Kalkulation des benötigten Textbudgets ermöglich. Eine Bezahlung von Texter:innen auf Stundenbasis löst bei manchen Auftraggeber:innen die Angst aus, die Zeche für eine mögliche Schreibblockade zu bezahlen. Deshalb wird ein Wortpreis vorgeschlagen.

Auf der Seite der Texter:innen ist die Sorge eine andere. Man befürchtet, sich unter Wert zu verkaufen. Ein Wortpreis ist in der Regel nichts anderes als ein (leicht variabler) Festpreis. Denn die meisten Auftraggeber:innen geben ein knappes Intervall vor (z.B. 500 bis 750 Wörter), die der finale Text am Ende haben soll. Der Vergütungsrahmen ist damit klar abgesteckt.

Aber sind wir doch mal ehrlich: Am Ende hat jede:r Texer:in einen kalkulatorischen Stundenlohn im Kopf, die er oder sie erreichen möchten. Wer 90 € pro Stunde verdienen möchte, muss für 1.000 Wörter 0,12 € pro Wort abrechnen, wenn er oder sie annimmt, dass 800 Wörter pro Stunde erstellt werden können.

Ein:e Konkurrent:in bietet seine oder ihre Leistung aber vielleicht für 0,15 € pro Wort an, weil sie sich a) mit einem kalkulatorischen Stundenlohn von 60 € zufrieden gibt und b) wiederum annimmt, dass sie nur ca. 400 Wörter in der Stunde schafft. Ob das Resultat am Ende besser oder schlechter ist, lässt sich sowieso überhaupt nicht sagen!

💡 Viele Texter:innen stellen sich quer, wenn es um das Umrechnen von Wortpreisen angeht. Sie wollen ihren Stundenlohn durchsetzen anstatt einen Wortpreis (ggf. mit Sicherheitspuffer) vorzuschlagen. Wer sich das erlauben kann und will, darf natürlich so vorgehen. Aber es kann passieren, dass dadurch viele sehr angenehme Formen der Zusammenarbeit nicht zustande kommen.

Wichtig ist nur, dass folgende Szenarien nicht eintreten:

  • Preisdumping auf der Nachfrageseite: Gemeint ist, dass Auftraggeber:innen 0,04 € pro Wort zahlen möchten und dafür umfangreiches „Mitdenken“ auf Seite der Texter:innen oder sogar Extraaufgaben (z.B. interne Links setzen) erwarten.
  • Preisdumping auf der Angebotsseite: Auch Texter:innen sind nicht frei von Schuld, wenn sie für niedrige Wortpreise „ihre Seele verkaufen“. Bei einer Auftragsflaute kann man hier aber auch niemandem einen wirklichen Vorwurf machen.

Letztlich wird eine solche Zusammenarbeit mit sehr großer Wahrscheinlichkeit toxisch werden, weil die Erwartungshaltung verschoben ist. Entweder wird der oder die Auftraggeber:in enttäuscht sein, weil das Resultat extrem schlecht ist oder der oder die Texter:in wird mit der Vergütung unzufrieden sein, die nicht in Relation zur Leistung steht.

Dennoch kann eine Zusammenarbeit mit einem niedrigen Budget auch ein perfekter Match sein. Wenn du als Auftraggeberin z.B. nur erwartest, dass deine Schreibkraft bestehende Texte umformuliert und du über kleinere inhaltliche oder grammatikalische Fehler hinwegsehen kannst, ist doch alles super.

Hier sollte sich weder ein:e Profi-Texter:in noch eine professionelle Textagentur, wie die Wortrakete, auf den Schlips getreten fühlen. Jede:r Texter:in und jeder Content Service hat seinen eigenen Anspruch und seine eigene Zielgruppe.

Fairer Wortpreis: So kalkulieren wir unser Budget

Wenn du Texte bei der Wortrakete in Auftrag gibst, werden wir dir erstmal unseren standardmäßigen Wortpreis in der jeweiligen Nische nennen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass rund 2/3 unserer Aufträge sich sehr gut mit diesem Modell abrechnen lassen.

Bedingung dafür ist, dass du als Auftraggeber:in eine Vorstellung davon hast, welche Texte du benötigst und uns ein Briefing zuschicken kannst, das in unseren Prozess der Texterstellung passt.

Ein paar Fragen könnten zudem während der Zusammenarbeit aufkommen:

  • Dürfen Korrekturschleifen extra abgerechnet werden?
  • Was ist, wenn sich die Anforderungen ändern (z.B. etwaige Zusatzaufgaben, die bei folgenden Texten übernommen werden müssen)?
  • Ändert sich die Vergütung pro Wort, wenn die Textlänge oder das allgemeine Buchungsvolumen grundsätzlich reduziert oder erhöht?

💡Wir versuchen nicht von Anfang an das Haar in der Suppe zu suchen und für jedes Szenario einen Plan X zu definieren. Stattdessen gehen wir lieber in die Umsetzung und versuchen nach einer Startphase zu evaluieren, ob sich das Projekt für beide Seiten attraktiv gestaltet. Sollten wir dann feststellen, dass sich die Erwartung des Auftraggebers oder der Auftraggeberin nicht im Rahmen unseres Standardbudgets erfüllen lassen, versuchen wir, eine Lösung zu finden.

Gemeinsam haben wir noch mit (fast) jedem oder jeder Auftraggeber:in einen fairen Festpreis oder Wortpreis ermittelt, der alle Seiten glücklich gemacht hat – unsere Kund:innen, unsere Texter:innen und uns als Agentur. Oft können wir ganz entspannt für 0,09 € netto pro Wort zusammenarbeiten. 

Doch manchmal brauchen wir auch 0,16 € netto pro Wort, übernehmen dafür aber auch weitere Services. Oder wir einigen uns auf einen Festpreis mit variablem Stundenzuschlag für unvorhergesehene Tätigkeiten.

Am Anfang steht bei uns aber immer der Wortpreis, denn so kannst du als unser:e zukünftige:r Auftraggeber:in bereits grob einschätzen, wie teuer unser Content Service in der Basisform ist. Kurskorrekturen können wir immer noch „unterwegs“ vornehmen. Wichtig ist, dass deine Rakete endlich mal auf die Startrampe kommt!